Im Zickzack durch die USA cruisen, vorbei an Vulkanen und Mondkratern, ein Traum! Aber 5000 Dollar fürs falsch Einreisen blechen, ein Alptraum! Zum Glück gewinnen wir im Casino und lernen, dass es in Idaho die dicksten Kartoffeln gibt.

Welcome to the USA
„Wisst Ihr eigentlich, dass darauf 5000 Dollar Strafe stehen?“, murrt uns der U.S. Grenzbeamte an, „Wie kommt Ihr darauf, dass Ihr diese Spur nehmen dürft?“ Zwei paar grossen Rehaugen plinkern den Mann an. Wir wissen es nicht. Ok, die Spur mit der Überschrift „Nexus-Line“ ist verdächtig leer. Nebenan reihen sich die Autos über 500 Meter aneinander. „Im Leben sollte man besser die Finger lassen von Dingen die man nicht kennt“, fährt der Beamte fort. Dann folgen die üblichen Fragen nach Job, Waffen, Früchten und Reiseplan. „Doch, eine Gurke haben wir!“, füge ich jetzt wirklich etwas neben der Spur hinzu. Fast hat er ein bisschen gelächelt, vielleicht habe ich es mir aber auch nur eingebildet. Jedenfalls belässt der Mann es bei seiner Belehrung über Grenzen bzw. das Leben generell. Ohne Strafe, dafür sicher zwei Stunden schneller als auf regulärem Weg reisen wir schliesslich in die USA (Washington) ein. Die Gurke nehmen wir mit.
Info: Die „Nexus-Line“ darf übrigens nur von US-Bürgern oder Kanadiern genutzt werden, die spezielle Testverfahren der Grenzbehörden bestanden haben. Diese „Frequent Traveller“ sind im Besitz einer Nexus-Card, die vor Ort sogar als Passersatz fungiert.
Der Spieler
Glamouröses Roulette in Mitten gesellschaftlicher Verstrickungen russischer Eliten- so zeigen sich Dostojewskis Spielsäle. Das Casino im Quil Qaeda Village (Washington) kurz nach der Grenze im Indianerreservat ist in Plastik gehalten. Automaten, die vor Automaten sitzen. Man wird das Gefühl nicht los, dass so Mancher hier sein allerletztes Geld verzockt. Immerhin darin unterscheiden sich Realität und Literatur nicht.
Wir bekommen eine Member-Karte von der netten Dame am Tresen, damit dürfen wir auf dem Casino-Parkplatz umsonst nächtigen. Damit hätten wir dann auch den eigentlichen Grund unseres Besuch hier. „Zwanzig Dollar sind gratis auf Eurer Karte“, verabschiedet sie uns in die Casinowelt, die kein Tageslicht kennt.
Fabi zockt, der Automat futtert und dudelt dabei ein paar fröhliche Melodien. Wir überlegen schon, was wir kochen wollen, da gewinnt er plötzlich. Die Maschine kriegt sich soundtechnisch kaum ein, 140 Dollar stehen auf dem Papierschnipsel. Mit dem Gewinn gehen wir feinstes Steak essen im Restaurant. Das ist an das Casino angeschlossen – wie praktisch.
Naturgewalten in Washington
Nach zuletzt viel Citylife in Vancouver lassen wir das hippe Portland links liegen. Mit Blick auf den Schnee bedeckten aktiven Vulkan Mount Rainier geht es weiter südwärts. Wir besuchen den Krater des Mount Saint Helens. Im Jahr 1980 war dieser Vulkan zuletzt heftig ausgebrochen und hatte jegliche umliegende Natur zerstört. Riesige Wälder wurden in Sekunden verglüht oder weggefegt. Eine Naturkatastrophe!
Noch heute sieht man ganze Berghänge voller am Boden liegender toter Stämme und überschwemmte Seen um den klaffenden Krater. Aber der Begriff Naturkatastrophe ist wahrscheinlich ein äusserst menschlicher. Die Natur zeigt uns am Kraterrand, dass auf Zerstörung immer ein Neuanfang folgt. Sehr langsam oder anders als zuvor, aber unaufhaltsam.
Wir campen wild an einem kleinen Fluss nahe den Ape Caves (Lavahöhlen), die wir Tags darauf besuchen. Die Lavaströme des Vulkanausbruches haben dort über Jahrzehnte hinweg lange Tunnel geformt. Mit Lampe und Kamera in der Hand klettern wir hunderte Meter durch die nasse Kälte (6°C). Hier fühlen sich auf Dauer nur Fledermäuse wohl.





Homemade Pasta in Bend (Oregon)
In den Rockies hatten wir Konstantin und Kelly plus Kids aus Bend kennen gelernt. Dass das irgendwie passte, nicht nur Auto-technisch (beide Toyota Landcruiser) hatten wir damals schon gemerkt. Klar, dass wir da auf ihre Einladung zum Abendessen vorbeikommen. Die beiden sind Ende 30 und haben schon überall gelebt. Sie waren in der Filmbrache und erzählen zwischen Kindergeschrei und Pastawasser-Aufsetzten vom Making Of von King Kong. Sie sind begeistert von unserer Reise und wollen alles wissen. Viel zu schnell für eine lose Bekanntschaft kommen wir ins (Gesellschaft)Politische – was ein Glück!
Konstantin ist in Bulgarien geboren. Seine Eltern haben hart gekämpft um Ihnen ein Leben, zunächst in Kanada, dann den USA zu ermöglichen. Wir sprechen über die Angst der Amerikaner vor Mexiko und über die ewig kritischen Europäer. Da ist er endlich, der Tiefgang, in einem Land in dem es in Gesprächen oft eher oberflächlich zugeht. Und wieder einmal ist klar, das beste am Reisen sind die Menschen denen man (wirklich) begegnet. Weinselig verabschieden wir uns, haben die nächste Einladung aber schon in der Tasche: Thanksgiving mit der Grossfamilie in Los Angeles. Wir freuen uns jetzt schon riesig!

Bunte Hügel
Auf dem Weg nach Westen stoppen wir an den Painted Hills, weil die so schön in der Sonne leuchten. Die Erdschichten erzählen von Trockenheit oder Wasserreichtum von vor tausenden von Jahren. Die Landschaft sieht aus wie gemalt. Kann Natur kitschig sein? Die Drohne darf leider nicht fliegen, sagt die Rangerin. Das wirkt ein bisschen lustig, stehen wir doch nur wenige Meter vom Set des Reebok-Fotoshooting entfernt.
„In Good We Trust“ oder: Auf dem Mond
In den USA besitzt jeder Staat eine Auswahl an Autokennzeichen, die zeigen warum man einzigartig ist. Oft beinhalten sie auch Bilder von Attraktionen oder Nationalparks. Manchmal auch einen feschen Spruch, z.B.: Washington, Evergreen State. Das Ganze wahlweise mit oder ohne Glaubensbekenntnis– „In Good We Trust“. Draussen sieht es inzwischen mehr und mehr wie in einem Western aus. Auf den Plaketten lesen wir jetzt: Idaho, Famous Potatoes. Viel scheint hier also nicht gerade zu passieren. Dafür wird mehr in Gott vertraut.
Aber falsch gedacht, denn es wartet schon die nächste sonderbare Landschaft auf uns. Wir halten im Craters Of The Moon National Monument. Die Erde ist hier ständig in Bewegung und formt unwirkliche Formationen aus pechschwarzem Lavagestein. In riesigen Hügeln erstrecken sich die drei Lavafelder auf ingesamt über 2000 Quadratkilometer. Zwischendrin sehen wir kleine Schlackenkegel, durch die Lavabrocken zuletzt vor 2000 Jahren hochflogen. Es ist also schon länger ruhig hier, aber erloschen ist die Vulkanaktivität hier nicht. Wie auf dem Mond sieht es wohl hauptsächlich bei Mondlicht aus, wenn das Gestein bläulich leuchtet. Aber auch bei Tageslicht sind wir wieder einmal begeistert von der Vielfältigkeit der nordamerikanischen Natur.
Gespannt fahren wir weiter, dorthin wo die Erde tatsächlich brodelt: In den Yellowstone Nationalpark.








Ich hoffe dass ich irgendwann die Zeit finde eine so ausgedehnte Reise zu unternehmen Bis dahin lese ich euere und andere Reiseberichte um Inspirationen zu finden. Weiterhin gute Reise und jeden Tag ein neues Abenteuer!
Lieber Peter, dass freut uns, danke!
Merke gerade, dass ich „Heimweh“ kriege… ich scheine also zwischen mindestens 3 Welten zu leben … danke für die schönen Bilder!
Liebe Barbara, danke für die Blumen!