Totenschädel in Campeche

Lesezeit: 2 Minuten

In Campeche wollen wir eigentlich bloss etwas Essen, das Etappenziel ist Palenque in Chiapas. „Es handelt sich dabei um einen alten Brauch der hiesigen Mayakultur, kostenlose Besichtigung…“, lese ich Fabi aus IOverlander vor, DER App für Reisende wie uns. Also besichtigen wir spontan den Dorffriedhof. Das verläuft anders als gedacht. 


Ruhe in Frieden

Wir zwängen uns durch schmale Gänge. Überall um uns herum türmen sich bunte Schubladen und Fächer verschachtelt übereinander auf. Schon beim ersten Blick ist klar, die Toten sind hier nicht begraben. 

Aus halb geöffneten Holzkisten schauen uns Totenschädel an. Die restlichen Knochen liegen kunstvoll darum drapiert. Dazwischen luken Plastikblumen und handbestickte Tücher hervor. Wir sind erstmal baff. Das haben wir nicht erwartet. Uns ist es mit einem mal mulmig, obwohl die Sonne mit 40 Grad vom Himmel ballert. „Da sind ja teils noch Haare dran“, schaudert es mich. 

Wir erfahren, dass die Gebeine der Toten hier nach einiger Zeit wieder ausgegraben und in diesen Schreinen präsentiert werden. Jedes Jahr am Dia De Muertos, dem Tag der Toten werden die menschlichen Überreste der Lieben sorgfältig gereinigt und erneut aufgebahrt. Obwohl es uns zunächst schaudert, merken wir bald, dass das im Grunde albern ist. „Na, im Boden zu verrotten ist auch irgendwie ekelig“, meint Fabi zu mir. Letztlich ist das was für uns „ekelig“ oder „fremd“ erscheint für andere ganz normal. Und das gilt natürlich auch andersherum. Trotzdem, nach Essen ist uns dann so unmittelbar doch nicht mehr. Kultur ist schon eine verrückte Sache! 



Dia de Muertos 

Die Mexikaner gehen im Übrigen sowieso ganz anders mit dem Tot um als wir Mitteleuropäer. Am wichtigsten Feiertag, dem bereits erwähnten Dia De Muertos sitzt man nach dem blumenreichen Friedhofsbesuch bei viel Essen und Alkohol zwischen Altaren mit Fotos und Gegenstände der Toten und feiert gemeinsam mit den Verstorbenen und den Lebenden ein Fest.

Es werden Witze über die Toten oder den Tot selbst erzählt. Schon Kinder schreiben Gedichte über die Umstände wie Klassenkameraden sterben werden und alle lachen sich schlapp. An diesem Tag sind alle zusammen, fröhlich…ob tot oder lebendig. Wer auf lockere Art mehr dazu erfahren will, gucke sich unbedingt den mexikanischen Familienfilm „Coco“ an! 

Für uns geht es, um diese eindrückliche Erfahrung reicher, anschliessend ins nicht minder spannende Chiapas. Mehr dazu liesst Du HIER.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Ba

    … das klingt wirklich spannend und ein wenig skurril.. den Film muss ich wohl mal anschauen👍🏼👍🏼

    1. littleroadtrip

      Danke! Ja sehr anders…der Film ist schön, nicht abschrecken lassen, weil es ein Animationsfilm ist!!

  2. einfach herrlich!!! Ich finde, es hilft den Tod ein bisschen leichter zu nehmen als in Europa. Und Coco: ich könnte ihn immer wieder sehen (habe es auch gemacht am 1.11.2020)

    1. littleroadtrip

      Liebe Barbara,
      Danke für dein Kommentar. Können wir beides unterschreiben!
      Liebe Grüße

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