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Mit neuer Reiselust und viel DEET-Mückenspray erkunden wir die Karibikküste Mexikos, die Riviera Maya. Hier reihen sich Mayaruinen wie Palmen aneinander. Dazwischen verteilen sich hunderte Süsswasser gefüllte Cenotes. Und immer wieder, türkisfarbenes Meer. Ein Paradies! Wäre da nicht: Hurrikane-Saison.

Tulum und die Touris
Jeder Touri der was auf sich hält besucht Tulum. Und Bacalar. Aber da waren wir schon – in Quarantäne, wochenlang. Und ausserdem haben sich die berühmten sieben Blautöne der Lagune Bacalars kürzlich für ein schlichtes braun umentschieden. Also ab nach Tulum.
„Allein, allein…“, sagen wir zuletzt scherzhaft beide im Wechsel wahlweise im Restaurant, am Strand oder auf dem Campingplatz. Denn immer waren wir die einzigen Touristen, Gäste oder Besucher. Eine Stimmung ein wenig wie in einem dieser Apokalypse-Filme: Das Zeitalter nach dem Homo sapiens- bis auf zwei, die zufällig (oder war es ihre Bestimmung?) überlebt hatten um die Welt…nun ja, um Tacos essen zu gehen.
Aber nicht hier, nicht in Tulum. Mit staunenden Münder versteckt unter Masken fahren wir im Stop and Go des Malecón vorbei an Hotels, Bars, internationalen Restaurants, kleinen Tiendas mit allem was es an Makramee zu bieten hat, Apotheken mit Aspirin- und Viagrawerbung, und, das Entscheidende: Sie alle sind voller Menschen.
Kurze Zeit später sitzen wir zwischen Palmen am weissen Sandstrand und glotzen, ein Corona in der Hand aufs knallblaue Meer. Es fühlt sich schön an, so zwischen Menschen, inmitten von Lebendigkeit. Um sieben ist dann aber Zapfenstreich – coronabedingt. Gilt natürlich nicht für die Hotelgäste. Auf unserem Campingplatz (den haben wir natürlich weiterhin für uns ganz allein, allein) kommen wir mit dem mexikanischen Besitzer ins Gespräch. „Die Sorge ist schon ziemlich gross, dass Corona wiederkommt“, sagt er, „aber die Leute wollen halt Party, das ist Tulum.“
Ruine mit Meerblick
Die Nacht verläuft zäh, der Generator vom Nachbarhotel ist erbarmungslos, die Hitze unterträglich. Aber was gibt es besseres als klebrig bis auf den letzten Quadratzentimeter Haut am Morgen ins Meer zu hüpfen?
Und dann gibt es auch für mich – endlich – den ersten Besuch von Mayaruinen. Zwar tragen wir Masken bei 35 Grad und sind schon klitschnass bevor wir den ersten alten Stein sehen, aber es ist trotzdem wunderbar.


Sian Ka’an
Nach zwei Tagen Gewissheit, dass die Menschheit noch existiert reicht uns Tulums Trubel. Wir holpern mitten durch den Dschungel ins tropische Grün des Sian Ka’an Nationalparkes, immer an der Küste entlang. Grosse Echsen huschen über die Sandpiste, Palmenblätter verhängen den Weg und schlitzen uns die Surfboardbag auf dem Dach auf. Wir führen uns wie echte Overlander abseits jeglicher Touristenpfade als wir endlich an der Spitze der Landzunge mitten im nirgendwo des Dschungels an einem alten Leuchtturm ankommen.
Dann sehen wir das Taxi. Kein Allradantrieb, keine high clearance, abgewetzte Reifen und die Stossstange auf Halbmast steht es da und beleidigt uns. Eine mexikanische Familie packt einen halben Hausstand aus und wirft den Grill an. Wir müssen lachen, das zum Thema Weltentdecker.


Karibikflair In Mahahual
„Mahahual: The drinking City with a diving problem“. Was für ein Werbeslogan, denke ich uns sage:“ Karibischer wird’s nicht, Fabi“. Denn obschon es jetzt, Ende September, Gerüchte über eine baldige Grenzöffnung nach Belize und Guatemala gibt, haben wir beschlossen unsere Panamericana-Tour hier in Mexiko zu beenden. Zu gross die Unsicherheit, zu realistisch die Gefahr im Falle einer neuerlichen Grenzschliessung dann von dort nicht mehr ausreisen zu können und unser Auto zurück zu verschiffen. Aber bevor es nach Hause geht soll es noch ein bisschen funken.
Wir treffen unsere Freundin Anina, die jetzt nicht mehr in Merida sondern hier im Karibikörtchen Mahahual lebt. Mit Insidertips ausgestattet erkunden wir alles zu Fuss oder mit dem Velo. Relaxter geht es kaum. Im Schatten der Palmen hangeln wir uns von Kokosnuss zu Fruchtsaft, die Füsse im feinen weissen Sandstrand. Bald schnappen wir uns ein Kajak und fahren raus zum Riff, schnorcheln mit bunten Fischen nach Schildkröten und Mantarochen (die sich aber vor uns verstecken).
Und am Abend: Yoga. Wo wenn nicht hier, gelingt zum ersten mein Kopfstand? Wo wenn nicht hier, finden wir Ruhe? Also bleiben wir, und zwar viel länger als gedacht. Denn das haben wir – auch durch Corona – jetzt gelernt. Wir sind glücklich, dass wir überhaupt wieder reisen können, dass dieser Stillstand vorbei ist. Die Jagt nach Touristenzielen, sie ist vorbei. Wozu die Eile?


Yucatans Cenotes
Zerstochen aber zufrieden ziehen wir dann doch weiter. Die Cenoten warten. Diese mit Süsswasser gefüllten Kalkhöhlen waren für die Maya heilige Tore zur Unterwelt.
Es gibt sie in allen erdenklichen Varianten: Geschlossene Grotten ohne Tageslicht, nach oben hin geöffnete Höhlen tief unter der Erde, blaue Lagunen im Dschungel oder aber unterirdisch verbundene Tunnelsysteme die man nur als geübter Taucher erkunden kann. Jede ist besonders, sie alle zu sehen: unmöglich.

Wir kommen grad überglücklich aus der Cenote X’Kekén geklettert als es langsam anfängt.
Erst ist es bloss angenehm kühl auf dem Campingplatz (den wir, Du errätst es, für uns allein haben), aber dann setzt der Regen ein. Die ersten Äste krachen herunter. Ich öffne meine Sturm-App (ja, sowas hat man hier): Ein roter Kringel blink auf, er heisst Delta. Es ist ein saftiger Wirbelsturm und er steuert genau auf uns zu…
Staffelende? Nee…geht nächste Woche weiter. Lass doch mal hören wie es Dir gefallen hat! Wir freuen uns, wenn Du bald wieder hier vorbeischaust 🙂
Euer Blog ist wie immer faszinierend!!Man fühlt sich immer mitgenommen,einfach herrlich!Der Kopfstand ist natürlich erste Sahne! !!! Ganz Liebe Grüße Amsti
Oh wie schön!! Vielen Dank…Und naja, der Kopfstand, der ist noch am Anfang der Lernphase 😉
Schön geschrieben, war im Febrauer in Mahahual (wir waren wiederum 3 Monate unterwegs bis Panama und retour!) – sehr schön! Auch tolle Bilder, gratuliere. Wir sind z.Z. in der Schweiz, am 25.11. geht es wieder Richtung Mexico.
Es gibt so viel zu sehen und erleben in Mexico – bin nun schon bald 8 Jahre da!
Liebe Grüsse und immer eine Handvoll Luft unter dem Diff!
Peter
Lieber Peter,
Danke für die Blumen! Wir freuen uns immer sehr wenn unser Blog auch eingefleischten Reisenden gefällt! Und ja, Mexiko könnte man immer wieder erkunden… Wir wünschen Euch jedenfalls schon jetzt eine tolle Tour ab Ende November!
Saludos de Oaxaca
Hallo Ihr Zwei,
das war wieder ein wunderbarer Bericht mit grandiosen Fotos, Der schöne und gut lesbare Schreibstil nimmt mich immer mit auf die Reise. Danke dafür. Geniesst Eure Zeit weiterhin und bleibt gesund.
Liebe Grüsse Gaby
Vielen lieben Dank! Wir nehmen Euch immer sehr gern mit auf Reisen…liebe Grüße
Und wieder ist man live dabei… toll beschrieben… und sooo feine Fotos… und ein 1a Kopfstand 👌🏼🥰
Lg Ba
Dankeschön!! 🤸🏼♂️☺️ Ganz liebe Grüße zurück