Maggy und Dina – New York, USA

Eigentlich wollten wir bloss zwei Zigaretten schnorren. Kurz danach gab’s Trump und 500-Dollar-Babys auf Moscow Mule mit Maggy und Dina in Brooklyn, New York. 

„In den USA läuft vieles absolut schief, aber wenn wir eins können, dann Nationalparks. Natürlich haben wir vorher alle Indianer gekillt, aber wer fragt schon danach.“ 

Maggy

Bushwick, New York City 

Wir sitzen nicht ganz freiwillig in dieser Bar. Falsch abgebogen und das Beste daraus gemacht, Plätze in der Sonne und Drinks.

Vom Touristen-Halbmarathon (16km) durch Manhatten gezeichnet nippen wir Muscow Mule, die Ladies neben uns sind beim afterwork mit Dosenbier und American Spirits (Zigarettenmarke). Auf die Frage nach 2 Zigaretten bekommen wir einen ganzen Abend mit ihnen.

Wir lernen Maggy und Dina in der Rookery Bar in Bushwick (Brooklyn), New York City kennen.

Nicht Dein Ernst, oder?

Maggy und Dina sind seit 5 Jahren befreundet. Genauso lang leben sie in New York, kommen aber aus ganz unterschiedlichen Teilen der USA. 

Maggy erzählt von ihrer Familie aus dem Nordwesten und den Bergen bei Seattle, da will sie irgendwann wieder hin zurück. Oder mit ihrem Freund nach Barcelona – der wird grad Spanier, muss dafür nur noch spanisch lernen.

Dina kommt aus dem Süden, Oklahoma. Neulich hat sie eine Trump-Fahne in New York City gesehen (Maggy schreit: „Nicht Dein Ernst?!“), zum Glück war sie zerfetzt und übersprüht, trotzdem hat es sie erschrocken. Im Süden sei das etwas Normales, aber hier… 

Omas Kommode, die Panamericana und Foxnews

Beide arbeiten im Ein- und Verkauf für Restaurantprodukte, damit verdient man nicht schlecht. Aber wie die meisten leben sie in winzigen Apartments, für alles Andere gibt es storiges. Das sind riesige Lagerhallen in denen oft das halbe Leben aufbewahrt wird, Omas Kommode neben Klamotten die man vielleicht doch mal anzieht, irgendwann. 

Von unserem Plan Jobs und Wohnung gekündigt zu haben und die Panamericana zu bereisen sind sie begeistert. Im Gegensatz zu einigen Freunden in Deutschland und der Schweiz fragt keiner ob wir traurig sind Sofa oder auch persönliche Dinge zurückzulassen. 

Die beiden nennen uns ein Reiseziel nach dem anderen und wir merken, wie begeistert die beiden von ihrem Land sind. Zurecht! Schaut man in den Reiseführer versteht man wieso die USA in ihrer Vielfalt so viele Menschen anziehen, guckt man allerdings Foxnews versteht man gar nichts mehr.

Das Fünfhundert-Dollar-Baby

Von Indianern und Nationalparks ging die Fahrt rasant weiter zum Thema Obdachlose. Der Zustand und die Menge dieser Menschen in einem Land wie den USA hatte besonders Franzi vor zwei Jahren in San Francisco schockiert. Dina sagt, dass diese in New York zumindest Anlaufstellen hätten. Im Gegensatz zu Städten in Kalifornien, allen voran Frisco. Angeblich weil niemand erfrieren solle in den USA. In San Francisco ist es demnach einfach zu warm, was sagt man dazu?! 

Nicht mit Humor zu nehmen ist auch was Dina zum Thema Kinderkriegen oder eben nicht kriegen sagt:“Eine Geburt ist auch in den USA ein medizinischer Notfall, zahlen muss man aber selbst, oft mehrere tausend Dollar, und wehe Dir etwas läuft nicht ganz optimal.“ In Dinas Whatsapp Mädels-Gruppe gab es neulich fast Tumulte als eine Freundin nur 500 Dollar für die Entbindung Ihres Babys zahlen musste – ein absolutes Schnäppchen! Kann man ungläubig lachen, geht das? 

Dina wird dann ernst: “Eine Abtreibung ist vielerorts in den USA wieder zunehmend verpönt und „solche“ Frauen werden angefeindet.” Sich ein Kind leisten zu können (da sind Geburtskosten gegen die weitere Ausbildung ja Peanuts) traut sich auf unsere Frage hin keine der beiden aktuell zu. „Man fragt sich aber schon“, meint Dina, „wie das zusammenpasst in den USA: Abtreibung nein, aber auch keinerlei Unterstützung für junge Eltern. Ist das schon Geburtenkontrolle?“

Ein staatliches Gesundheitssystem, das wäre was, sowas hätten wir doch in Europa oder? Ja, haben wir. Maggy: „Aber unser Präsident baut lieber eine Mauer!“  Wir lachen. Das geht, Trump geht immer, da darf jeder lachen. 

Aber die Mauer gäbe es im Prinzip eh schon, und das sei nicht nur auf Trumps Mist gewachsen. Vielleicht, am Ende ist es selten nur einer gewesen, auch wenn es so schön einfach ist und man so gut lachen kann- über ihn. 

Bier ohne Ende

Europa hingegen scheint ein bisschen die Eier legende Wollmilchsau zu sein für Maggy und Dina. Die Kultur, die Sprachenvielfalt, die offenen Grenzen und – das erinnern sie noch von ihrem klassischen Europa Kurztrip nach der Highschool – Bier ohne Ende, und das auch noch in der Öffentlichkeit. Aber ist das (noch) so, ok das Bier… aber der Rest? Zumindest das Thema Grenzen wird auch bei uns vermehrt diskutiert. Maggy und Dina schauen etwas verwundert als wir das über ihr Europa anmerken. 

Beim Reisen merkt man manchmal schnell, wie sich Meinungen in vermeintliche Tatsachen wandeln können und umgekehrt. Den Blickwinkel zu ändern ist wichtig, falsch abbiegen gibt’s also nicht wirklich. 

Insidertipps von Maggy und Dina

Zwischen Trump und Europa passen noch ein paar Food-Tipps für Bushwick: 

Ach so, die preiswertesten Zigaretten gibts wohl übrigens bei Tonys (Ecke Jefferson Street ). Oder Ihr fragt einfach Maggy und Dina 🙂

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hoi liebe Fränzi! Bin soeben zurück aus Berlin (meiner Heimatstadt…aber was ist das eigentlich für ein Begriff..) und volltrunken von schönen Erlebnissen mit meiner Berliner Mischpoke. Berlin wird von Besuch zu Besuch schöner, feiner, entspannter … und teurer
    Dennoch leistet sich Berlin ab August kostenlosen ÖV für alle Schüler!!! Wie toll ist das denn. Und wenn ich Dinas & Marys Erzählungen lese über Geburtskosten, Obdachlosigkeit, fehlender Grundversicherung…einer so reichen und erfolgreichen Nation überhaupt., dann bin ich doppelt und dreifach dankbar für all die europäischen Grundrechte und die gesellschaftliche Solidargemeinschaft (auch wenn es Lücken im System und innereuropäische Uneinigkeiten gibt)

    Danke für eure Berichte, Bilder, Videos
    Es macht Freude!!! Und ich kann auf diese Weise ein Stück mitwandern, mitfahren, mitstaunen, mitfreuen
    War noch nie in den USA…mit fünf Kindern und viel Brot verdienen keine Chance …aber dafür nun alle Kids gut aufgestellt 😀
    Europa ist eben auch keine Eier legende Wollmilchsau…😂

    Ich wünsche euch weitere so schöne Tage und überraschende Begegnungen und Abzweigungen

    1. littleroadtrip

      Hoi Kerstin,

      merci für Dein Feedback!! 🙂

      Ganz liebe Grüsse nach St. Gallen

      – Franzi

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