Anpfiff

In 2014 hatte Fabian, von der fernen Idee getrieben „mal ne längere Reise zu machen“ und nach einiger Recherche diesen weissen HZJ78 gefunden. In top Zustand von der St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK) war das Ding fix gekauft. Drinnen war aber nicht viel ausser der Duft nach Arbeit, ein Rohdiamant eben. Die Namengebung erfolgte zwischen schweizer Berggipfeln, als in einer Gruppe Off-Roader ein Exemplar besonders kräftig beim Anstieg qualmte- Emma die Lokomotive war geboren. 

Ein erster kleiner Ausbau und einige kürzere Ferientrips in Europa später entstand der Idee gemeinsam auf grosse Reise zu gehen – die Entscheidung fiel fürs Erste auf die Panamericana. Dafür bekam Emma ein kräftiges Making-Over.

Its all about the basics

Erstes ging alles Alte raus, Fussraum und Seitenwände mit Benzinreiniger geputzt. Anschließend haben wir mit Alubutyl* und Armaflex* isoliert. So gut Emmas Form es hergab, jedes Grad mehr im Innenraum zählt wenns kalt wird.

Schnell noch die Blasenspritze aus dem Spital zweckentfremdet und Rostschutz-Fett in die Fugen gespritzt, dann ging es an die neue Bodenplatte. Die Masse hatten wir aus dem Buschtaxiforum. Nachdem der Holzzuschnitt passte wurde die Platte noch von unten isoliert (Extremisolator). Für den Stylefaktor klebten wir Vinylplatten in Holzoptik oben drauf.

sahnehaube

Gegen Dachzeltromantik ist eigentlich nichts einzuwenden? Jein. 

Seit Kurzem besteht die Möglichkeit auch in der Schweiz ein Klappdach auf den Toyota Landcruiser setzten zu lassen. Ein teurer, aber aus unserer Sicht absolut lohnenswerter Spass für Langzeitreisen. Nachdem wir uns diesen Luxus gönnten, können wir jetzt: 

In wenigen Sekunden unser Bett aufstellen, kommen direkt von Innen rein und raus, können im Auto stehen und können das Bettzeug einfach liegen lassen und „zack“ das Dach zuklappen- ein enormer Platzgewinn.

Ökostrom

Auf unser schickes neues Dach montierten wir nach ausführlicher Youtube Recherche ein Solarpanel. Vorweg: wenn man ein Abenteuermobil ausbaut gibt es nichts von der Stange. Heisst, man googelt und treibt sich in Foren herum bis man merkt, dass es DIE Lösung für DEN Preis oftmals leider nicht in der Wunschkombination gibt. 

Wir entschieden uns letztlich für ein flexibles Modul aus dem Bootsbau (150 Watt, offgridtec*). Vorteil daran ist die relativ einfache Montage (vor allem, wenn man eher vier linke Hände hat) und der Preis, nachteilig sicherlich die hohe Wärmeentwicklung und damit einhergehender Leistunsverlust gegenüber den starren Modellen. Hier werden wir uns mit einem zusätzlichen mobilen Faltmodul (120 Watt, offgridtec*) behelfen.

Die Installation selbst war übrigens ein Tanz der Emotionen. Schon mal ein Daumen-dickes Loch in die Autofront gebohrt? Schon mal versucht einen ultra Kleber bei 30 °C mit defekter billig-Presse auf eine schmale Linie genau aufzutragen bevor er aushärtet? 

Genau…wir auch nicht. Aber mit Muckis und Motivation standen wir am Ende ultra happy in verklebten Jeans vor unserem Werk. Und ein ums andere mal wächst man an den Aufgaben auf dem Weg zum Abenteuermobil.

Papperlapapp

Für den Innenausbau hatten wir viele Ideen, aber wenig planerische Erfahrung. Zur Inspiration schauten wir bei Outdoormessen und den üblichen online Verdächtigen (Instagram, Facebook, Pinterest etc.) vorbei. Ultra hipp, stylisch, individuell oder doch lieber ein teurer Fertigausbau? Bei überschaubaren eigenen handwerklichen Möglichkeiten und Fehlen eines dieser Kumpels der zufällig Tischler ist und ausserdem grad total viel Zeit hat entschieden wir uns für ein Kastensystem. Hierzu fuhren wir ins tiefste Bayern zu 4×4 Innenausbau von Knut Hildebrandt um dort unter Anleitung auszubauen. Aber halt, bevor es ans Sägen, Schrauben, Nieten, Fluchen und Freuen ging kamen die Pläne. 

Wir fanden online einen Innenraum-Plan unseres Toyota und fertigen unzählige Zeichnungen an (vielleicht könnt ihr was erkennen). Wie gross muss der Gang sein? Wo soll die Standheizung hin, wo die Kühltruhe und was machen wir mit Wasser und Strom? Den vermeintlich finalen Plan stellten wir dann voller Stolz mit alten Pappkartons im Auto auf und dachten: so manchen wir das!

Von Knut auf den Boden der Tatsachen gebracht aber auch um zig Inspirationen bereichert setzten wir dann den neuen finalen Plan aus Aluprofilen und Multiplexplatten um. 

Da waren viele erste Male dabei: Profile zuschneiden, Kästen zusammenbauen, Kreissägen, Leitungen verlegen usw. Der finale Innenausbau wurde super, bis dahin sollten wir jedoch noch einige male im „Pollinger Hof“ in Bayern zu Gast sein.

Tiny House

Unsere neue 3qm Wohnung sollte nicht nur Stauraum haben, sondern auf was können. Dazu brauchten wir Hilfe, also wieder ab nach Bayern zu 4×4 Innenausbau:

Wassersystem: Der individuell angefertigte ca. 95 Liter fassende Wassertank wurde am Heck installiert. Die Befüllung des Tanks erfolgt über einen Gardena-Anschluss unter der Motorhaube. Vorteile sind eine leichte Installation sowie einfache Handhabung. Nachteil ist, dass wir auf eine Druckwasser-Quelle a la Wasserhahn angewiesen sind. Aus jeder Pfütze können wir ohne externe Pumpe also kein Wasser beziehen- vielleicht aber auch besser so. Wasser kommt jetzt aus unserem Waschbecken und der Aussendusche nicht nur gefiltert sondern auch – oh yes – gewärmt (Elgena Boiler Nautic-Compact M, 6L*).

Standheizung: Das Model Airtronic D2*mit von Eberspächer wurde in der Seitenwand verbaut, es läuft mit Diesel und pustet bis zu 30°C heisse Luft in den Gang.

 

Strom: Der Saft kommt bei Emma aus 2 serienmässigen Auto- und einer (nachgerüsteten) Wohnraumbatterie*. Zudem wurde ein Ladebooster* verbaut. Als Energiequelle dienen zwei Solarpanele, eins auf dem Dach und ein bei Bedarf zuschaltbares Faltpanel (über Anderson-Steckverbindung). An der fancy Schaltzentrale (Anzeige für Standheizung und Stromflüsse) ist neben einem doppelten USB- auch ein 12v Steckdosen installiert. Feste Verbraucher sind neben den LED-Lichtern noch eine Kühltruhe (Waeco 40 CF*). 

Polster für das Sofa-Feeling in der Ferne gab es bei Polster&Pinsel (Maria Rauschenecker, Bayern). Grad noch rechtzeitig fertig passten sie genau, sodass die Rückenlehne gleichzeitig Matratze für den Notschlafplatz im Innenraum ist.

Feintuning

Hier haben wir uns nochmal richtig ausgetobt:

Als Eyecatcher gabs’ neon-gelbe Sandbleche, die genau in unseren ausklappbaren Outdoor-Küchentisch passen. Auf der gleichen Seite bauten wir noch ein Klappfenster ein, sodass man bequem Dinge rein- und rausreichen kann. 

Mehr Stauraum schafften wir mit Airlineschienen auf dem Dach und an der Seite sowie einem Dachträger (Frontrunner). Platz für Surfboards und eine Dachbox* ist also sicher.

Und damit nicht genug, es gab noch: Eine Markise von alucab, Mückennetze, Aussenbeleuchtung und natürlich eine Diskokugel*. To be continued…

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