Episode 6: Lake Superior

Wir erreichen den kalten Giganten der Great Lakes: Den Lake Superior. In der Bucht Catherines Cove sei das Wasser wärmer, sagt man. Leute, das ist gelogen! Gebadet wird trotzdem, und Feuer gemacht und später lauschen wir Geschichten über die Anden im Rauschen des Walmart Parkplatzes.

Lässige Ladies 

Im Lake Superior Provincial Park finden wir mit IOverlander einen grandiosen Stellplatz am Sandstrand. Plötzlich tauchen 4 Kajaks auf. Die hohe Brandung (ja, ich sag ja wie am Meer) lässt seit Stunden kein Anlegen zu, erfahren wir später. Wir helfen beim Anlanden und treffen auf vier Ladies, 50 Jahre und aufwärts.
Wir haben eine mehrtägige Mädels- Kajaktour gemacht“, erzählt Barbara, “aber die Wellen waren heute wirklich unerwartet hoch.“  Wir staunen nicht schlecht und flüstern uns zu: „Wie lässig sind die denn bitte?!“

Wir helfen beim Verladen der Sachen und bekommen zahlreiche Tipps für Wandertouren, Vancouver und das Leben überhaupt. Am Ende gibt uns Barbara noch zwei Angelköder und ihre Adresse: „Falls mal was ist, nie schlecht eine Anlaufstelle in Canada zu haben.“ Wir winken Ihnen zum Abschied und staunen über Herzlichkeit und Angelköder – beides riesig! „Was fischen die denn, ey?“, fragt Fabi sich selbst beim Blick auf seine Angel. Das Verhältnis Angel zu Köder erscheint sogar mir grotesk. 

Später sind wir ganz allein am See und machen ein Lagerfeuer wie im Bilderbuch. 

Dinner with a view

Im Pukaskwa National Park im Gebiet der Anishinaabe (First Nation) wandern wir einen hübschen Küstenpfad (Bimose Kinoomagewnan) entlang. Fabi angelt ein wenig, der erste kanadische Fisch lässt aber noch auf sich warten. Heimlich duschen wir warm und ausgiebig im angeschlossenen Campground (Hattie Cove). Abends sind wir in Marathon und es gibt Dinner with a view.

Akku leer

Wir stoppen am Ouimet Canyon. Der ist so tief und dunkel, dass dort Vegetation wie im hohen Norden Canadas zu finden ist. Runter darf man nicht, aber man könnte ja drüber fliegen. Die Drohne piept einmal traurig – Akku leer. 

Szenetreff Walmart

In Thunder Bay schlafen wir bei Walmart- was hatten wir es vermisst! Dort treffen wir gleich mehrere Overlander: Peter und seine Frau aus der Schweiz, und Kiki und Hanno aus Deutschland. 

Peter ist im Ruhestand und reiste schon viel durch die Welt, unter Anderem durch Lateinamerika. Sein ausgebauter, 4×4 gängiger Mercedes lässt keine Wünsche offen. Kein Wunder, denn er hatte eine Bude für Camper-Ausbauten. Peter ist ausserdem ein guter Erzähler und hat ein Zahlengedächtnis wie ein Elefant. 
Er berichtet von Trips über die Anden, der Höhenkrankheit beim Fahren, oder besser, wie man sie vermeidet. Von unglaublich hilfsbereiten Menschen, Nächten auf Tankstellen und Fahrten durch atemberaubende Natur. Situationen in denen man besser einfach weiterfährst hatte er hingegen nur einmal. 

Peter kommt von Höhenmetern (die er fast immer erinnert) zu Heizungsoptionen, wieder zurück und schliesslich auf das Thema Heimat. Alles verkaufen und auswandern, oder „wohnsitzloses Reisen? Nein, das wäre keine Option für die beiden: „Rapperswil wird immer unser zu Hause bleiben“.

Kikki und Hanno, beide um die 30 Jahre alt, reisen in einem alten IVECO, den sie liebevoll ausgebaut und Bruno getauft haben. Wie wir haben die beiden Jobs und Wohnung gekündigt um die Panamerikana zu machen (@someunexpectedjourneys instagram).
Sie haben schon mehrere Wochen in Werkstätten zugebracht – Bruno ist die viele Fahrerei (noch) nicht gewohnt. Fabi und ich sind froh, dass Emma (unser Toyota, link) bisher so gut läuft.
Wir freuen uns, als wir die beiden später, in den Rocky Mountains, nochmals zufällig wieder treffen – der kleine dicke IVECO hält jetzt. 

Bye bye big lake

Wir verlassen den Lake Superior und die Region der Great Lakes und sind etwas traurig darüber. Immer Wasser um sich zu haben ist etwas Feines, finden wir. Der Westen Ontarios lässt uns aber nicht im Stich. Die Seen werden zwar kleiner, dafür aber umso zahlreicher. 

Wir warten noch immer auf den ersten selbstgefangenen Fisch und landen auf einem Campground mitten in der Pampa. Idyllisch am See mit Hängematte zwischen zwei Birken lauschen wir dem Polterabend. Für die Hochzeit am nächsten Tag wurde kurzerhand der ganze Campground gemietet und geschmückt.
Einer der Gäste kommt rüber, lädt uns auf ein paar Bier ein und erzählt vom Fischen. Aufgrund der Überfischung gelte inzwischen vielerorts das catch and release Prinzip (Fangen und Freilassen). Er sieht das kritisch, denn die Überlebensrate so eines just for fun and foto gefangen Fisches nimmt deutlich ab. Manche Fische werden sogar mehrmals pro Tag gefangen. Klingt nach Stress! 

Morgens schwimmen wir uns wach. Noch ein Kaffee aus der Frenchpress und wir sind weg. Immer weiter Richtung Westen. 

Schreibe einen Kommentar